Sonntag, 16. November 2008

Wilhelmshaven

16. November 2008
Bitte ein Schnittchen zum Olympia-Konkurs

Als Wilhelmshavener muss man nur 14 Tage weg gewesen sein, in Holzminden zum Beispiel und dann in Hannover und umzu und schon bekommt man bei der Rückkehr einen Schock. Das kann beim Aufschließen der Haustür beginnen, denn dort hat ein Mieter eine Botschaft an einen „sehr geehrten Fahrraddieb“ aufgehängt. Der habe ihm innerhalb kurzer Zeit zwei Räder aus dem Keller gestohlen. Ein neues könne er sich nicht leisten. Deshalb warte er nur darauf, diesem Dieb zu begegnen. Dann ist etwas gebacken.

Doch noch heftiger wird es, wenn man sich die Ausgaben der „Wilhelmshavener Zeitung“ anschaut, die in diesen beiden Wochen erschienen sind, denn inzwischen hat man sich wieder an Zeitungen gewöhnt. Da grinst sich doch glatt wieder einmal einer fast halb schlapp. Unglaublich lustig findet der offenbar die Veröffentlichung eines Buches, in dem die Geschichte der Olympia-Werke erzählt wird. Dieses Schreibmaschinenwerk vor den Toren Wilhelmshavens hat bekanntermaßen bis zu 15 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt, bis Managementfehler, die von niemandem zu überbieten sind, zum langsamen Aus dieses Unternehmens geführt haben. Wenn das nicht zum Totlachen ist, dann weiß man auch nicht mehr, worüber man sich in dieser Stadt sonst noch amüsieren sollte.

Es ist schier unglaublich, wer an der Jade irgendwie nach oben gekommen ist, auch der Verleger der „Wilhelmshavener Zeitung“ feixt sich einen. In dieser Stadt könnte man sicherlich auch ein Buch über die Finanzkrise oder über den Schwarzen Freitag herausgeben und die so genannte Prominenz würde sich Sekt schlürfend vor Freude fast verschlucken. Tun sie aber gar nicht, sie bekommen das Zeug problemlos in den Magen, der sich eigentlich jedem umdrehen müsste.

Schließlich leben in dieser Stadt immer noch Familien, die unter diesem Konkurs leiden, der seinerzeit den Abwickler der Misere zu der Äußerung veranlasst hat, dass er überhaupt keine Erklärung für diesen Skandal finde. Da haben es die auf dem Foto Grinsenden einfacher: Her mit dem Buch über die reichlich geschönte Geschichte der Olympia-Werke und durchkämpfen zum Kalten Buffet! Darf es noch ein Schnittchen sein? Gern doch - mit Lachs…

Keine Kommentare: