Freitag, 11. Januar 2013

Für CDU unfassbar?

Wie sich die SPD immer wieder aufs Glatteis führen lässt

"Stephan Weil dagegen konnte gegen diesen erfolgreichen und beliebten Ministerpräsidenten nur blass aussehen. Er bleibt der Kandidat der vagen Ankündigungen und der haltlosen Versprechungen. Und er bleibt der Kandidat, der eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei bis heute nicht ausschließt – das ist unfassbar. Um die Belange der Bürgerinnen und Bürger geht es Rot-Grün in diesem Wahlkampf ohnehin nicht. Stattdessen schachert Rot-Grün im Land schon vor der Wahl um Ministerposten und droht im Bund mit Steuererhöhungs-Orgien."

Schreibt mir heute der Generalsekretär der Bundes-CDU. Dem Inhalt seiner Pressemitteilung zu dem TV-Duell zwischen David McAllister und Stephan Weil, das gestern vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) ausgestrahlt worden ist, kann ich nur voll inhaltlich zustimmen. Nüchtern möchte ich Hermann Gröhe jedoch entgegnen, dass es in den so genannten "neuen Bundesländern" ebenfalls viele Politiker gibt, die eine Zusammenarbeit mit der Linken nicht ausschließen. Sie findet sogar statt. Eine solche Zusammenarbeit gibt es dort zu Lande übrigens nicht nur zwischen SPD und Linken, sondern auch - man höre und staune - zwischen CDU und Linken. So manches Mitglied der Gröhe-Partei wäre ohne diese Zusammenarbeit nie Oberbürgermeister oder Bürgermeister geworden. 

Warum Stephan Weil gestern beim Thema "Tolerierung von Rot-Grün durch die Linken" - wie fast alle westdeutschen Sozialdemokraten - so reagiert hat, als sei gerade der Belzebub erschienen, kann ich mir nur mit mangelhafter Vorbereitung auf dieses TV-Duell erklären. Mir dürfte David McAllister so nicht kommen. Den hätte ich sofort gefragt, ob er auch weiterhin eine Bundesregierung mit einer ehemaligen FDJ-Sekretärin an der Spitze tolerieren will. Dann hätte dieser Schotte ganz sparsam aus der Wäsche geguckt - wie Merkel seinerzeit, als der DDR-Regimekritiker Robert Havemann Hausarrest bekommen hat und Angelas Passfoto einer Stasi-Akte hinzugefügt wurde. 

Offenbar haben viele Sozialdemokraten immer noch nicht mitbekommen, welch falsches Spiel die CDU immer noch nicht abpfeift. Die machen das, was sie der SPD untersagen wollen. Warum sagt das keiner? Woher rühren eigentlich die Igitt-Reaktionen von Sozialdemokraten, die für irgendein Amt kandidieren? Warum verharren die in der Vergangenheit? 

Die Gegenwart sieht doch so aus: Plant ein Sender eine Talkshow über die Euro-Krise, steht Sahra Wagenknecht sofort auf der möglichen Gästeliste. Sitzt die im Studio und analysiert die Situation, dann wagt niemand Widerworte. Eher heißt es: "Frau Wagenknecht hat Recht." Diese Politikerin hält übrigens auch im Bundestag brillante Reden. Wie seinerzeit Gregor Gysi zum Afghanistan-Einsatz. Dass er auch noch den Finger in die richtigen Wunden gelegt hat, bestreitet doch heute niemand mehr ernsthaft. Die Grünen fielen derweil um.

Langfristig betrachtet wird die SPD mehr Probleme mit den Grünen bekommen, als sie über 20 Jahre nach dem Ende von SED und DDR jemals mit der Linken bekommen könnte. Merkt denn kein Sozialdemokrat, dass der aktuelle Wunsch-Koalitionsspartner immer mehr abdriftet in schein-ökologischen Mief, der bürgerlich-esoterisch ummantelt wird? So mancher Grüne sondert doch schon derart Sozialfaschistoides ab, dass man sich fragt, was Sozialpädagogen denn heutzutage so lernen. Manches klingt bereits wieder nach totalem Staat, der sogar Kinder besser erziehen kann als die Eltern. Und zwar von Anfang an. Will man mit denen ein Gespräch vermeiden, stellt man sich am besten so vor: "Ich habe gerade mit meinem  Freund/meiner Freundin ein Salatblatt geknabbert, jetzt gönnen wir uns noch ein Glas Mineralwasser aus dem Bio-Laden."