Mittwoch, 20. April 2011

Der Altkanzler

20. April 2011
Hat einen Beruf

"Jemand, der in die Politik geht, ohne einen Beruf zu haben, kann mir gestohlen bleiben. Ich kenne leider mehr als genug von denen", sagt Altkanzler Helmut Schmidt im "Zeit-Magazin". Darf er, er ist Herausgeber der Wochenzeitung. Und auf niemanden passt der Begriff "Altkanzler" so gut wie auf diesen 1918 geborenen Hamburger. Zudem ist er der beste Regierungschef, den die CDU jemals gehabt hat. Das will bei den meisten Sozialdemokraten allerdings wenig heißen...

Womit sich Helmut Schmidt geistig fit hält, wird er uns wahrscheinlich an seinem 100. Geburtstag verraten. Bis dahin bleibt er: "Schmidt-Schnauze". Nur wenige Politiker haben mit einer derart schneidenden Schärfe Kritiker zurechtgewiesen wie er. Als Redner im Bundestag hat er die CDU gefragt, ob die nicht mehr zu bieten habe als den "Wackelpudding Ludwig Erhard", im Europaparlament faltete er die Abgeordneten aus Luxemburg zusammen, weil die ihm nicht zuhörten - und heute beklagt er gelegentlich den Verfall der Sitten.

Doch: Wo er Recht hat, hat Helmut Schmidt Recht. Im Bundestag sitzen fürwahr viel zu viele Abgeordnete, die meinen, dass sie die Wirklichkeit in den Betrieben kennen, weil sie in den Parlamentsferien ein Praktikum in einem Unternehmen gemacht haben. Wie die aussieht, erfährt man aber nur, wenn man mittendrin ist statt nur dabei, wenn der Kaffee in der Frühstückspause serviert wird.

Dann erfährt man, dass kaum ein Manager eines Großunternehmens auf dem Boden des Grundgesetzes steht, wie man das gern so genannten Linken vorwirft.  Falls Eigentum einmal verpflichtet haben sollte - was zu bestreiten wäre - , dann wären diese Zeiten längst vorbei. Der Wind ist eiskalt. Menschen sind Humankapital, was den Kapitalismus nicht menschlicher macht.

Außerdem steigt die Zahl der Politikerinnen und Politiker, die ihre Fahne in den Wind hängen. Bei einigen Abgeordneten darf man das sogar wörtlich nehmen, muss man mit anhören, wenn man abendliche Bundestagsdebatten verfolgt. Nach dem fünften Bier unterscheiden sich Politiker, die einen Beruf haben, nicht mehr von jenen Politikern, die keinen Beruf haben...

Freitag, 1. April 2011

FDP abgeschaltet

1. April 2011
Eine Partei wird abgewickelt

Die jüngsten Umfragen sind alarmierend für Bundeskanzlerin Angela Merkel: Nur noch jeder Fünfte will Schwarz-Gelb. Diese Botschaft kam auch bei den Liberalen an. Die FDP wird abgeschaltet, das Thomas-Dehler-Haus verkauft.

Diese Nachricht schlug im politischen Berlin ein wie eine Bombe. Der Parteivorsitzende Guido Westerwelle erklärte in einer eilends einberufenen Pressekonferenz: "Meine berufliche Zukunft ist gesichert. Wenn es stürmt, muss der Kapitän von Bord gehen. Ich werde beim Radio als Moderator aktiv." Zu welchem Sender er geht, wollte Westerwelle noch nicht verraten.

Der Bundesaußenminister weilt derzeit in Peking, eröffnet dort die bislang umfangreichste Schau deutscher Museen im Ausland. Motto: "Die Kunst der Aufklärung". Diese Kunst habe er stets beherrscht. Sei aber nicht immer verstanden worden. Besonders von englischsprachigen Journalisten.


Auch FDP-Generalsekretär Christian Lindner stellte sich Fragen von Journalisten, die Computer im Thomas-Dehler-Haus seien bereits vom Netz gegangen: "Sie waren in jüngster Zeit bei Pressemitteilungen besonders störanfällig. Was gestern geschrieben wurde, passte nicht mehr zu den Verlautbarungen von heute."

"Eine klare Linie werden wir nun nicht mehr finden", sagte Lindner. Deshalb sei die Abschaltung der FDP der einzige "noch glaubwürdige Ausweg". Erst einmal sollen die ältesten Liberalen die politische Bühne verlassen, die weitere Abwicklung werde von Jüngeren übernommen.

Dazu gehört Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, der kürzlich an der Universität Witten-Herdecke einen Vortrag gehalten hat. Sein Thema bei den Anthroposophen: "Neue Ärzte braucht das Land." Seit er sich mit Rudolf Steiner beschäftige, sei ihm klar geworden: "Die Geister, die wir riefen, werden wir nun nicht mehr los." Das sei ihm beim Lesen der Akasha-Chronik bewusst geworden. Bei der Fahrt nach Witten habe der Geist von Theodor Heuss über ihm geschwebt. Die Botschaft sei eindeutig gewesen: "Ihr müsst die FDP abschaffen. Sonst schafft sie euch ab." Jeder Zweifel daran sei verboten.

Gegenwehr kommt nur noch von Bundesjustizministerin  Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Dabei geht es nicht um die Abschaltung der FDP, sondern um den Verkauf des Thomas-Dehler-Hauses. Ihre Meinung: "Wir sollten dieses Haus in eine Stiftung überführen, deren Vorsitzende ich gern werden  würde." Sie werde alles daran setzen, dass die Grundsätze ihrer Partei nicht völlig in Vergessenheit geraten. Welche das zurzeit seien, müsse allerdings noch geklärt werden. Doch nach Abschaltung der FDP habe man dafür "Zeit in Hülle und Fülle".