Freitag, 17. Oktober 2008

Kanzleramt

17. Oktober 2008
Internet-präsente Regierungschefin

Die Bundeskanzlerin ist so internet-präsent wie keiner ihrer Vorgänger, Woche für Woche verkündet sie ihre Botschaften per Video. Auch Fragen kann man ihr online stellen. Für die Antworten wird allerdings vom Bundeskanzleramt nichts Originelles verfasst, aus der Schublade geholt werden längst bekannte Verlautbarungen. Stellt jemand eine Frage, zu der es nichts Vorgestanztes gibt, wird diese Frage auf den Seiten von Angela Merkel weder erwähnt geschweige denn beantwortet.

Für die 54-Jährige könnte zwar das Motto gelten “Zeit, dass sich was dreht”, aber zu schnelle Bewegungen müssen es aus ihrer Sicht nicht sein. Fragt man die Wählerinnen und Wähler, dann sagen die meisten: “Die macht einen ganz guten Job.” Wie der konkret aussieht, kann kaum jemand sagen. Es ist eben nicht viel mehr als ein gutes Bauchgefühl, das sich sogar während der derzeitigen Krise schnell wieder einstellt. Die Bundeskanzlerin muss nur sagen, dass ihr Ziel eine “menschliche Marktwirtschaft” sei und schon macht die Nation erst einmal ein Nickerchen nach durchwachten Nächten.

Diese Frau wird die nächste Bundestagswahl gewinnen. Daran ändern auch zehn neue SPD-Vorsitzende nichts. Die Sozialdemokraten können sich nur vornehmen, nicht zu weit unter 30 Prozent zu rutschen, während Angela Merkel von einer Koalition mit der FDP träumt, in der die CDU mehr Bewegungsfreiheit hat als in der Großen Koalition. Wird die Bundesrepublik Ende nächsten Jahres christ-liberal, wird Angela Merkel ihr konservatives Profil schärfen. Zurzeit unterscheidet sie sich kaum von Gerhard Schröder.

Die politische Landschaft sieht allerdings nicht mehr so aus, dass man Koalitionsprognosen wagen kann. Ob also die Bundeskanzlerin demnächst ihr Merkelpotanien so gestalten kann wie ihr das vorschwebt, weiß niemand.

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