Samstag, 29. Dezember 2012

Sozialer Peer

Kämpft gegen schlechte Schufa-Auskunft von Angela Merkel

Peer Steinbrück, der aussichtsloshalber für die SPD als Kanzlerkandidat antritt, macht sich Sorgen um die finanzielle Zukunft von Angela Merkel, die in armen FDJ-Propaganda-Verhältnissen aufgewachsen ist. "Ein Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin verdient in Deutschland zu wenig - gemessen an der Leistung, die sie oder er erbringen muss und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt", hat er deswegen die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) um eine Artikelserie für die Bundeskanzlerin gebeten, damit die Regierungschefin endlich ihre schlechte Schufa-Auskunft los wird.

Seinen barmherzigen Vorstoß begründete der aussichtslose SPD-Kanzlerkandidat so: "Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin." Und jeder Peer Steinbrück als Vortragsreisender ebenfalls. Dafür interessiert sich inzwischen immer mehr die "Bild"-Zeitung, die endlich wissen möchte, wie Steinbrück dieses immer mehr, immer mehr geschafft hat.

Zu seiner Zeit als Bundesfinanzminister sind immer mehr Gesetze von Externen geschrieben worden. Eine Kanzlei verdiente mit einem Gesetz über 1,8 Millionen Euro. 25 000 Euro bekam Steinbrück zurück, als er nicht mehr Minister war. Als Zahlungsgrund wurde ein Vortrag angegeben.

Wer nun zusammenzuckt und sich fragt, was sonst noch alles möglich wäre, wenn Peer Steinbrück Bundeskanzler werden würde, sollte sich gleich wieder beruhigen: Eher tritt irgendwann doch noch ein Sozialdemokrat für die SPD als Kanzlerkandidat an, als dass Peer Steinbrück mit einem Kassen-Gestell im Kopf für alles verantwortlich gemacht wird.

Einen Gefallen könnte Peer Steinbrück den Menschen tun, die für sehr wenig Geld sehr große Verantwortung tragen: "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann auf den Anrufbeantworter sprechen und dann Christian Wulff anrufen, ob der in Großburgwedel einen Untermieter sucht.




Mittwoch, 26. Dezember 2012

Fehlt nur eine Niere?

Oder auch eine Gehirnhälfte? Frank-Walter Steinmeier gibt Verlegern einen Rat

Frank-Walter Steinmeier hat eine Niere an seine Frau verschenkt. Das war zweifellos eine gute Tat. Zeitungsverlegern geht derweil der Auflagenschwund an die Nieren. Deshalb hat jetzt der SPD-Fraktionschef Rat an die Herausgeber von täglich erscheinenden Druckerzeugnissen verschenkt. Das war viel weniger gut.

"Versuchen Sie, nicht schneller oder reißerischer zu sein, sondern fundierter und besser. Qualität setzt sich durch", beteiligte sich Steinmeier mit einem Interview an einer bundesweiten Imagekampagne der Zeitungsverlage. Kampagnen für das Image hat bekanntermaßen nur nötig, wer unter demselben leidet. Dafür gibt es mehr Gründe als Steinmeier ahnt.

Erstens können die meisten Zeitungen bei welt-, bundes- oder landespolitischen Ereignissen gar nicht schneller sein als andere, weil sie die Meldungen aus den gleichen Quellen beziehen. Das sind ausländische oder inländische Nachrichtenagenturen. Zweitens wollen die meisten Zeitungen gar nicht fundierter oder besser sein. Die finden es viel besser, wenn sie Nachrichten oder Kommentare abdrucken, die im Auftrag von Dritten geschrieben werden. Das erfährt die Leserschaft allerdings nicht. Wer kommt schon darauf, dass ein Kommentar über steigende Benzinpreise möglicherweise von VW finanziert worden ist? Das Geld stecken Unternehmen wie VW allerdings nicht den Zeitungsverlegern direkt in die Tasche, sie geben solche Stellungnahmen bei Verlagen in Auftrag, die davon leben, dass sie genau das schreiben, was die Auftraggeber erwarten. Solche Verlage hält sich auch die Bundesregierung. Für den Abdruck werden die Zeitungsverlage mit Anzeigen belohnt.

Erkundigt man sich in Redaktionen, wer eigentlich noch eine eigene Meinung vertreten oder schreiben darf, was geschieht, dann bekommt man zur Antwort: "Die Kulturredaktion. Das ist die Idiotenwiese." Dort grasen also noch ein paar frei herumlaufende Redakteure. Die Meinungsforscherin und Publizistik-Professorin Elisabeth Noelle-Neumann hat darüber den Bestseller "Die Schweigespirale" geschrieben, der immer noch aktuell ist. Ecken Redakteure mit einem Thema an, merken sie sich das - und widmen sich so lange verschiedenen Themen, bis sie stromlinienförmig auf den Kurs des Zeitungsverlegers eingeschwenkt sind - dann schreiben sie nur noch das, was die Chefetage lesen will - oder sie wechseln den Beruf. Jeder, der dieses Prinzip begriffen hat, muss sich darüber wundern, dass in Diktaturen kritische Redakteure ermordet oder ins Gefängnis geworfen werden.

An Meldungen, die wirklich wichtig sind, kommt Otto Normalleser nicht heran. Wirtschaftsbosse und Finanzhaie besorgen sich sowas mit einem schwarzen Koffer in der Hand, Regierungen bezahlen dafür Geheimdienste, so manche käufliche Dame weiß mehr als ein Wirtschaftsminister irgendeines Bundeslandes. Geht was schief, bekommen Politikerinnen und Politker so viele Schraubenschlüssel in die Hand, wie sie für die Reparatur des Konjunkturmotors benötigen, läuft der Motor wieder, müssen sie die Schraubenschlüssel lagern bis zum nächsten Mal. Bis die Werkzeuge nicht mehr greifen. Dann greift das Prinzip: "Unternehmer tragen das Risiko zu ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die schon sehen werden, wie lang die Schlangen vor den Arbeitsämtern werden können."

Wie viele Menschen derzeit wirklich arbeitslos sind oder von ihrer Arbeit nicht leben können, erfährt man nicht. Genauso wenig erfährt man, was die Griechenland-Hilfe mit Euro kostet und was sie ohne Euro kosten würde, denn das weiß niemand. Man erfährt auch nicht, wie viele deutsche Soldaten in Afghanistan Selbstmord begangen haben. Die Zahl ist unter Verschluss.

Und da spricht Frank-Walter Steinmeier von Qualität, die sich durchsetzt. Das weiß doch jeder, der sich gerade noch mit einem Fachgeschäft über Wasser hält, anders. Es ist eben in Deutschland nicht strafbar, wenn Großkonzerne in armen Ländern sogar Kinder ausbeuten oder am Arbeitsplatz sterben lassen, wenn sie ihren Schrott in armen Ländern entsorgen, wenn die Griechenland-Hilfe gar nicht dort ankommt, wo sie gebraucht wird, sondern dort, wo die nächste Ausbeutung finanziert wird, wenn Angela Merkel so viele Waffen in Krisengebiete exportiert wie kein Bundeskanzler vor ihr.

Geiz ist inzwischen nicht mehr nur geil, Geiz ist inzwischen für viele sogar lebensnotwendig. Was man von Tageszeitungen nun wirklich nicht sagen kann. Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Da kann Steinmeier im Auftrag der Zeitungsverlage reden, was er sich eigentlich als Anzeige bezahlen lassen müsste.



Dienstag, 11. Dezember 2012

Der Plasberg

Kreißte und gebar eine Journalisten-Maus

Dass es einen Journalisten aus der Schweiz nachdenklich stimmen würde, wenn er nicht nur ein Mann aus Deutschland wäre, sondern als solcher auch noch keine Chance gegen Angela Merkel hätte, habe ich gestern bei "Hart, aber fair" nicht verstanden. Sorgen müsste der sich doch nur machen, wenn er als Mann aus Deutschland eine Chance bei Merkel hätte. Denn sobald die ehemalige FDJ-Sekretärin der Öffentlichkeit erklärt, dass sie einen guten Mann an ihrer Seite habe, ist der weg.

Das hat diese Frau aus der DDR-Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera" gelernt. Wenn der Sprecher nach fünf Minuten endlich alle Titel der Politiker aufgezählt hatte, die sich stets ganz brüderlich in Ost-Berlin trafen,   schrieb sich Merkel die nachfolgenden Verklausulierungen des tatsächlichen Gesprächsverlaufs auf und lernte sie auswendig. "Der Staatsratsvorsitzende (weitere Titelaufzählungen) und (Name des Gastes mit Titelaufzählungen) haben im gegenseitigen Einvernehmen" hieß beispielsweise, dass der Konferenzsaal renoviert werden musste. "Der Staatsratsvorsitzende (weitere Titelaufzählungen) und (Name des Gastes mit Titelaufzählungen) sind überein gekommen" bedeutete, dass der Konferenzsaal nicht mehr saniert werden konnte. Am schlimmsten war: "Der Staatsratsvorsitzende (weitere Titelaufzählungen) und (Name des Gastes mit Titelaufzählungen) haben Einigkeit darüber erzielt, dass..." Dann war der Gast ohne Dolmetscher gekommen und hatte mit Abriss des Konferenzgebäudes gedroht.

Dass ein Sportreporter ebenfalls das Honorar von Peer Steinbrück eingesteckt hätte, habe ich dagegen sehr wohl verstanden. Für seine Reportagen bekam der schließlich auch Geld. Er wurde also bezahlt, obwohl er mit Zahlen nichts anfangen konnte. Dafür zwei Beispiele: "Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit." So wird man später geradezu mit spielerischer Leichtigkeit Moderator eines Steinbrück-Vortrags bei den Stadtwerken von Bochum: "Man kennt das doch: Der Trainer kann noch so viel warnen, aber im Kopf jedes Spielers sind 10 Prozent weniger vorhanden, und bei elf Mann sind das schon 110 Prozent." Auf ähnliche Weise will Steinbrück die Wahl gewinnen...Jede Wählerin und jeder Wähler muss nur 10 Prozent weniger im Kopf haben als der SPD-Kanzlerkandidat, das macht dann bei 60 Millionen Wahlberechtigten...

Dass eine Journalistin aus Bayern die Wand hochlaufen würde, wenn sie SPD-Mitglied wäre, ist ebenfalls nachzuvollziehen. Bei der Zeitung, für die sie arbeitet, muss sie erstens nichts im Kopf haben, und zweitens haben Politikerinnen in diesem Bundesland lediglich Köpfchen, damit Friseur-Salons florieren.

Zu Gast bei Plasberg waren u. a. der Sportreporter Werner Hansch, die "Bild am Sonntag"-Journalistin Anna von Bayern und Roger Köppel von der Schweizer "Weltwoche".