Mittwoch, 25. Februar 2015

Angela Kirk








Will ihr Raumschiff verlassen

"Der internationale Konferenzraum liegt im ersten Stock des Kanzleramts und ähnelt der Brücke der Enterprise, der Kommandozentrale von Captain Kirk." ("Cicero", März-Ausgabe)

Demnächst will sich die Bundeskanzlerin zum Volk beamen lassen, auf diese Begegnung der ihr inzwischen unbekannten Art hat sie sich laut "Cicero" (Magazin für politische Kultur) bei einer Konferenz vorbereitet. Weitere Informationen bekam Angela Merkel in der März-Ausgabe von Timo Stein, der sich in Hamburg unter einen Hafenarbeiter mischte, von Christoph Seils, der sich in Dresden bei der "Sächsischen Zeitung" unter einen leitenden Redakteur mischte, von Vincenz Greiner, der sich im Oberallgäu unter einen Milchtechnologen mischte und von Georg Löwisch, der sich in Berlin-Pankow unter eine Bezirksstadträtin mischte.

Zu schlechter Letzt mischte am Artikel-Schluss auch noch Kersten Steinke als Vorsitzende des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages mit, die laut "Cicero" die "Kummertante der Nation" ist - oder zumindest "so etwas wie", wenn in Petitionen nicht nur geschimpft wird. Oder wenn sie eine Salbe geschickt bekommt - wie von mir. Hier klicken  Mit der erreichte ich nur eins: Wegen meiner Beschwerden über einen Justizskandal wurde ich nicht mehr von Pontius zu Pilatus geschickt, sondern weg. Fortan war ich kein Untertan mehr - sondern ein Weggetaner.

Dabei könnte alles so einfach sein: Laut einer Umfrage halten Deutsche, die eine Politikerin oder einen Politiker persönlich kennen mehr von diesem Berufsstand als jene Deutschen, die in dieser Hinsicht ohne persönlichen Bezug sind. Jeder Lobbyist wird das in der März-Ausgabe des "Cicero" erwähnte Umfrageergebnis bestätigen. Diese Freundschaft hält.

Warum dieses "Magazin für politische Kultur" diese Titelgeschichte erzählt, ohne sich wirklich unter das Volk zu mischen, dürfte gemischte Gründe haben. Die sinkende Wahlbeteiligung ist nämlich eigentlich gar kein Thema mehr, mit einer wirklichen Analyse würde man vielleicht schlafende Hunde aufmischen - die sich dann auch noch einmischen.

"Die Deutschen brechen ungern mit ihren Gewohnheiten und Traditionen. Wenn doch, entsteht: Angst", schreibt der "Cicero". So betrachtet verbreitet dieses Magazin keine Angst, sondern gepflegte Langeweile - die gehört zu den Gewohnheiten und Traditionen der deutschen Medien. Mit denen nicht gebrochen werden soll. Denn: Wer will dem deutschen Volk schon Angst machen? Sind doch gar keine Studenten auf der Straße...



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