Mittwoch, 18. August 2010

Kapitalismus und Misstrauen

18. August 2010
Zwei Drittel glauben nicht an "Marktkräfte"

"Die Deutschen misstrauen dem Kapitalismus." Berichtet die "Welt" über eine Umfrage von Emnid im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Zwei Drittel der Deutschen glauben demnach nicht an die "Selbstheilungskräfte des Marktes". Für die seien zudem andere Dinge wichtiger.

Stopp! Klärungsbedarf vorhanden, liebe Springer-Leute! Seit 1949 behauptet dieser Zeitungskonzern, Deutschland sei nicht kapitalistisch, denn Ludwig Erhard habe die Soziale Marktwirtschaft eingeführt. Die sei etwas anderes. Jetzt nicht mehr? Über Nacht hat sich der Kapitalismus eingeschlichen? Etwa auch noch mit Migrationshintergrund, eingeschleust von Schurkenstaaten mitsamt Profitgier?

Oder sind wir nur veräppelt worden, so lange es die DDR gegeben hat? Da war das Wirtschaftssystem der Bundesrepublik doch noch angeblich allen anderen Wirtschaftssystemen überlegen. Nun ist der SED- Staatssozialismus weg, die Soziale Marktwirtschaft ebenfalls und der Kapitalismus stolpert in den Abgrund der Geschichte?

So geht es allerdings allen Etikettenschwindlern. Irgendwann schauen die Leute nicht mehr auf die Verpackung, sondern auf den Inhalt. Schon fliegt der Schwindel auf. Denn: Nicht erst seit der emnid-Umfrage gibt es in jeder Branche drei, vier Riesen, die den Markt beherrschen. Manager lachen sich schon lange schlapp über jeden, der glaubt, dass es über allem so was gibt wie "Marktkräfte". Das Motto lautet: "Der Markt sind wir." Darauf werden sogar Wetten abgeschlossen. Wer den Niedergang am besten tippt, gewinnt am meisten. Jeden Tag an der Börse.

Bereits vor über 30 Jahren hat Heiner Geißler als CDU-Führungskraft vor "neuer Armut" gewarnt, ein Bestseller mit anhaltender Wirkung wurde sein Buch nicht. Die Armut wurde immer größer. Nicht nur die materielle, auch die geistige.

Und Ex-Bundespräsident Horst Köhler hat sich jüngst an den Kopf gefasst. In einer Rede warf er den Investmentbankern vor, dass sie schon wieder so handeln wie vor der Finanzkrise. Lernen die denn gar nichts dazu? fragte Horst Köhler.

Warum sollten sie? Die fallen doch auch beim nächsten Mal in ein sanftes Staatsbürgschafts-Kissen. Gerhard Schröder hat das weder als Bundesvorsitzender der Jungsozialisten noch als Ministerpräsident oder als Bundeskanzler gern gehört, doch es stimmt: Ist Stamokap. Staatsmonopolistischer Kapitalismus. Bedeutet: Der Staat ist nur ein Reparaturbetrieb.

Also: Wir reparieren, was wir gar nicht kaputt gemacht haben. An den Werkstoren ist Schluss mit der Demokratie, die auch sonst auf dem Krankenlager liegt. Zwei Drittel der Deutschen wollen deshalb, dass dieses Land wieder gesund wird. Da müsste in den Parteien eine Strategiediskussion beginnen. Beginnt aber nicht.

Erinnert an die DDR. Dort hat´s den sozialistischen Realismus gegeben. Die Wirklichkeit wurde dem Wunschtraum angepasst. Bis die Mauer fiel - und die meisten SED-Funktionäre aus allen Wolken.

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